ZWEI POSITIONEN: BETTINA LOCKMANN, JENS LÜSTRAETEN | Eden Olympia

Eröffnung: Freitag, 12. Oktober 2012, 19.00 Uhr
Ausstellung: 13. Oktober bis 10. November 2012

Das Begehren von Bevölkerungsschichten und Bürgern, die sich politisch und/oder wirtschaftlich ausgeschlossen fühlen, findet Ausdruck in Protestkulturen, Tumult und Krawall gegen starre Machtsysteme und deren ökonomische Ausformungen. 

Unter dem Titel Eden Olympia stellen die Arbeiten von Bettina Lockemann und Jens Lüstraeten aktuelle Tendenzen zweier Welten gegenüber.
Lockemanns Fotografien zeigen ein nüchternes Chaos des Kreisverkehrs auf dem Tahrir Platz in Kairo, der zum permanenten Schauplatz der Auseinandersetzungen des Arabischen Frühlings geworden ist. Lüstraeten richtet demgegenüber den Fokus auf westliche Kulturen – auf Londoner Vororte, Konsum und die jüngsten Ausschreitungen. 

Bettina Lockemann: TRAFFIC – Roundabout
Die Fotografien für das Tableau Roundabout vom alltäglichen Kreisverkehr um den Tahrir Platz sind im Januar 2012, zur Zeit des Jahrestages der Tahrir-Revolution, bei einem Aufenthalt in Kairo entstanden – einem Zeitpunkt, an dem die Zukunft des Landes alles andere als klar ist, wo alte und neue Kräfte miteinander um Macht und Einfluss ringen.
Wir kennen viele Bilder von diesem Ort; Bilder der Versammlungen, der Revolution, der Gewalt. Diese sind im gezeigten Tableau implizit enthalten. Das Wissen um die Ereignisse bildet den Hintergrund für die Betrachtung des ägyptischen Alltags: die Gebrauchsweisen der Straße. Der Kreisverkehr um den Platz ist meist dicht, es scheint, als ob wenig vorangeht. Menschen sitzen im Bus, es kommen Mofa- und Fahrradfahrer vorbei, die Passanten laufen auf der Straße an der Beobachterin vorbei. 
Roundabout ist Teil der zweiteiligen Arbeit TRAFFIC. Der andere Teil TRAFFIC – Parking Lotwird vom 28.9. bis zum 23.12.2012 in der Ausstellung Kairo. Offene Stadt. Neue Bilder einer andauernden Revolution im Quartier 267 des Photomuseums in Braunschweig gezeigt. 

Jens Lüstraeten: KINGDOM COME
Die gewaltsamen Ausschreitungen und Plünderungen von London im letzten Jahr sowie die fiktiven Entwicklungen der Orte im Stadtgürtel entlang der Autobahn M25, die der britische Autor J.G. Ballard in seinem dystopischen Roman Kingdom Come beschreibt, bilden die Grundlage für die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten. Die Videoarbeit KC widmet sich den Überresten der ersten als Oval angelegten Autorennstrecke der Welt, ihrem Verfall und gleichzeitigen Einbindung in die heutige Struktur einer Ortschaft, die geprägt ist von Superstores, Parkplätzen und Showrooms von Mercedes Benz.
In einer multimedialen Collage setzt Lüstraeten die verschieden Sammel- und Fundstücke in Beziehung und provoziert ein Spiel der Bedeutungen. So steht die Videoarbeit KC u. a. zehn gerahmten Produktfotografien von großformatigen Flachbildfernsehern sowie einer nächtlichen Straßenszene gegenüber, die auf die Ausschreitungen verweist, sich bei genauer Betrachtung jedoch jeglicher Zuordnung entzieht.

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